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Von der Küche ins Kinderzimmer

Die kleinen Haustierchen, die man heutzutage bevorzugt in den Kinderzimmern findet, landeten früher als Delikatessen in den Kochtöpfen. Heute sind die Zeiten rosiger. Lassen wir einen kleinen Gesellen selbst zu Wort kommen.

Zuerst heiß gegessen, dann heiß geliebt: Zu Haustieren wurden Meerschweinchen erst Hunderte Jahre später.

„Darf ich vorstellen? Ich werde Meerschweinchen genannt, liebevoll auch Meersau. Ich freue mich meines Lebens oft als Spielgefährte kleiner Kinder und düse frisch-fröhlich, am besten in Gesellschaft eines Artgenossen, durch Kinderzimmer. Aber das war nicht immer so. Vor geraumer Zeit dienten meine Ahnen dem Urvolk der Inka vor allem als eines: als Nahrungsquelle, sozusagen als plüschige Leckerbissen. Sie hatten uns zum Fressen gern, dabei ist an uns gar nicht viel dran! Wir lebten in Rudeln in der Küche. Wurde ein Essen zubereitet, wählte man eines oder mehrere besonders gut genährte Exemplare, und wir landeten im Suppentopf. Freilich wollte man nicht grausam sein mit uns, wir dienten lediglich als Fleischlieferanten und erst viele Hunderte Jahre später als Haustiere. Ähnlich verhielt es sich übrigens bei Hunden. Aber ihr werdet es nicht glauben: Man hatte damals oft noch etwas ganz Spezielles mit uns vor.

Heute leben wir als putzige Meerschweinchen in der Tierwelt Herberstein ein paradiesisches Leben im Streichelzoo. Bei den Inka aß man uns nicht nur, wir fanden als Göttertiere auch bei einem ganz speziellen Anlass makabere Verwendung: Wir Meerscheinchen dienten bei Inka-Ritualen dazu, Krankheiten in uns aufzunehmen. Die Inka glaubten, wir hätten magische Heilkräfte. Wir konnten gemäß ihrem Glauben Menschen heilen, indem wir ihre Krankheiten in unserem Inneren verbargen. In unseren Eingeweiden wurde dann gelesen, erst danach erstellte der Medizinmann eine Diagnose. Wie froh sind wir, dass wir heutzutage nur mehr als Haustiere und Kuschelobjekte der Kinder zum Einsatz kommen!“

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