In den Spalten der steilen Felsabbrüche in der Feistritzklamm gedeiht eine wahre Rarität - die "Herberstein Primel". Die Pink bis lila blühende Primel ist eine Variation der Zottigen Primel (Primula villosa var. commutata) und wird in der aktuellen Roten Liste der Farn- und Blütenpflanzen Österreichs als gefährdet geführt. Das Verbreitungsgebiet der Zottige Primel besteht aus weit voneinander getrennten Reliktarealen in den Ostalpen und den Westalpen in Höhenlagen zwischen 1.500 und 2.200 Metern. Eine Ausnahme bildet das Vorkommen in Herberstein, wo man sie auf zirka 400 Meter Seehöhe antrifft. Zu finden ist sie am Burgfelsen von Schloss Herberstein, an Silikatfelswänden unmittelbar über der Feistritz und auf der Geierwand, einem Felsorsprung hoch über dem Subenbergsee.
Neben der Bezeichnung Zottige Primel ist auch der Name Steirische Rotdrüsen-Primel gebräuchlich, im Volksmund wird sie wegen ihrer Farbgebung auch "Rotes Petergstamm" oder "Roter Speick" genannt. Sie ist eine mehrjährige krautige Pflanze, deren Laubblätter in einer grundständigen Rosette angeordnet sind. Die Blätter sind verkehrt eiförmig und vorne gekerbt bis gesägt. Die Zottige Primel erreicht eine Wuchshöhe von 5-15 cm, Laubblätter und Stängel sind mit klebrigen, rotköpfigen bis zu 1 Millimeter langen Drüsenhaaren bedeckt. Die Blütezeit findet von April bis Juni statt. In einem endständigen, doldigen Blütenstand sitzen zwei bis fünf gestielte Blüten zusammen. Die Blüte besteht aus fünf rosa bis lilafarben Kornblättern mit einem Durchmesser von 15-30 mm und einem weißen, trichterförmigen Schlund.
Die Zottige Primel meidet basisches Substrat und besiedelt bevorzugt Silikatfelsspalten, kann jedoch auch in alpinen Rasengesellschaften auftreten. Sie benötigt kalkfreien Untergrund und besiedelt Felsspalten mit reichlich Feinerde. Ein Mikroklima mit hoher Luftfeuchtigkeit und größerer Verdunstungskälte fördert ihr Gedeihen. Den Feuchtigkeitsbedarf deckt sie bisweilen über Wasser speichernde Moospölster.
Im Rahmen eines Erhaltungsprogramms aus dem Biodiversitätsfond wird aktuell auch die Erhaltung der Zottigen Primel am Burgfelsen durch Ausbringung von Wuchssubstrat, Samen und vegetativen Pflanzen gefördert.
Tipp: Während der Blütezeit lohnt sich eine Wanderung von der Tierwelt Herberstein in die Klamm besonders um die wunderschön blühende „Herberstein-Primel“ zu bewundern. Von der Brücke über die Feistritz, direkt unter dem Schloss, ist das Vorkommen der Zottigen Primel vom Fußweg aus einsehbar. Einerseits direkt am nahegelegenen Burgfelsen, zum anderen an den feuchten Felswänden auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses. Selbstverständlich ist die Pflanze streng geschützt und eine Entnahme strengstens verboten.